Schwarzwald - Johann Peter Hebel
Das Schatzkästlein des Hausfreunds
Die literarische Arbeit, die den Schwarzwälder Johann Peter Hebel berühmt machte, begann er 1806 eher zufällig. Damals waren in vielen Gegenden "Landkalender" üblich - Jahrbücher, die als Kalender dienten, aber auch, je nach Neigung der Behörden, aufklärerische oder bevormundende, politische oder naive Feierabend-Geschichten für die Landbevölkerung enthielten. In Karlsruhe war es der "Badische Landkalender", der dort herauskam. Hebel - gerade Kirchenrat geworden und zum Redaktionsmitglied des Kalenders bestimmt - fand diesen alsbald trostlos langweilig. Zumal damals jeder Kalendermacher die Geschichten der Kollegen aus den Nachbargebieten einfach abzuschreiben pflegte - Jahr um Jahr. Hebel fand das oberfaul.
Das Redaktionskollegium war von Hebels Schelte so beglückt, dass man ihn über Nacht zum alleinigen Herausgeber machte. Bis 1819 redigierte er den Kalender, den er "Der Rheinländische Hausfreund" nannte. Er machte ihn zum erfolgreichsten Jahrbuch weit und breit - vor allem, weil er die Lesegeschichten selbst schrieb. 1811 erschien das "Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreunds" - eine Sammlung von Erzählungen aus dem Landkalender: Lehrreiche und amüsante Begebenheiten von Menschen aus aller Welt, von einfachen Leuten und von Königen, Gutes und Böses, Merkwürdigkeiten und Legendenhaftes, Betrachtungen über das Weltgebäude und Rechenrätsel - alles meisterlich, leicht verständlich und oft augenzwinkernd geschildert. (Dieses "Schatzkästlein" gilt längst als literarischer Klassiker. Man bekommt es, zusammen mit vielen weiteren Kalender-Erzählungen aus den Jahren 1812 bis 1819, nach wie vor im Buchhandel.)
Hebels große Liebe galt dem Schwarzwald, wo er als Bub so glückliche Jahre verlebt hatte. In den Alemannischen Gedichten, die 1803 erschienen, beschreibt er mit großer Hingabe Begebenheiten und Beobachtungen über die Menschen und die Natur.
Hebels Wohnhaus steht noch in Hausen, in der Bahnhofstraße 1. Der kleine Ort veranstaltet alljährlich zu Ehren des Dichters an dessen Geburtstag das "Hebelfest" mit dem "Hebel-Mähli". Da werden seit 1861 die zwölf ältesten Männer des Dorfes bewirtet.
>> Der Dichter und Kalendermacher
- Mönche im schwarzen Wald: Geschichte
- Klöster, Dörfer, Burgen: Mehr Geschichte
- Unedle Edelleute: Noch mehr Geschichte
- Ein einig Land: Das Ende der Geschichte
- Mit dem Chilbibock: die Brauchtumsfeste
- Wo der Bollenhut erfunden wurde
- Nostalgischer Kopfputz: Chappi und Schäppel
- Narren und Hexen: die Fasnet
- Preisschnurren und Narrenmesse
- Narrenfreiheit ist überall
- Wie es im Schwarzwald richtig tickte
- Drei Meter Kuckucksuhr
- Die gute alte Zeit
- Bis alles Pulver verschossen war
- Ein Viertele Simplizissimus, bitte!
- Der Dichter und Kalendermacher
- Das Schatzkästlein des Hausfreunds
- Die Glasmacher...
- ... und die Flözer
- Als das Wasser noch Balken hatte: Die Flößerei
- Die Hundert-Meter-Flöße mit den Wildbachflößern
- Die "Riesen": Rutschbahnen fürs Holz
- Der Holländer Michel Teil I
- Der Holländer Michel Teil II
- Der Holländer Michel Teil III
Volltextsuche