Schwarzwald - Die Hundert-Meter-Flöße
Die Hundert-Meter-Flöße mit den Wildbachflößern
Im Unterschied zu den Männern, die auf großen und breiten Flüssen Dienste taten, nannte man die Flößer auf den engen und oft reißenden Schwarzwälder Flüsschen die "Wildbachflößer"; sie waren die härteren, die verwegeneren Gesellen.
Während die großen Ströme das ganze Jahr hindurch genügend Wasser führten, war der Holztransport auf den Bergflüssen problematisch. Zwar gab es zur Schneeschmelze und nach stärkeren Regenfällen genügend Wasser. Aber natürlich wollte man auch in der übrigen Zeit Holz transportieren. Dazu war es nötig, im Oberlauf der Flüsse allerlei Schwell- oder Floßweiher anzulegen und sogenannte Wasserstuben zu bauen: kleine Stauwehre mit Floßmauern und Stellfallen, die nach Bedarf geschlossen und wieder geöffnet werden konnten.
So verwandelten die Flößer selbst enge, gewundene Bäche in vielbefahrbarene Wasserstraßen. Ihre Anlagen waren gut aufeinander abgestimmt und bildeten ein wohldurchdachtes Stau- und Wasserregulierungssystem.
Die gefällten Stämme wurden zunächst mit Pferden oder Ochsen zu den Einbindestellen geschleppt; die hießen so, weil man dort die Stämme mit "Wieden" zu Gestören einband, also zu kleinen Flößen zusammenfügte.
Gut 700 Jahre lang fuhren Flöße die Kinzig hinab - bis 1896. Auf der Nagold endete die Flößerei 1911. Zum Floßbau gehörte das Wieden drehen: Mit den Wieden band man die Baumstämme zusammen.
Copyright © Heike Budig/STG
Ursprünglich waren diese Wieden biegsame Weidenruten, aber als der Floßbetrieb zunahm, reichten im Schwarzwald die Weiden nicht mehr aus. So musste man sich mit langen Ästen oder schwachen Stämmen von Fichte und Tanne behelfen - gelegentlich auch von Hasel und Eiche. Allerdings mussten diese Hölzer, die ja nicht elastisch waren, erst kunstvoll biegsam gemacht werden, indem man sie in einem langen Backofen erhitzte und dann spiralförmig zu Seilen drehte.
Mehrere Gestöre koppelte man, wie die Wagen eines Güterzuges, zu einem kurvengängigen Floß zusammen. Ein Floß aus sechs Gestören war rund 100 Meter lang und brauchte sechs Mann zur Bedienung.
Wurde an der Wasserstube die Stellfalle geöffnet, so schoss das gestaute Wasser mitsamt dem Floß ins Bachbett. Die Kunst der Flößer bestand darin, das Floß unmittelbar hinter dieser Flutwelle, dem Vorwasser, talwärts gleiten zu lassen. Die kräftigsten Flößer dirigierten das Fahrzeug; als Bremsen waren am vorletzten Gestör Sperrpfähle angebracht, die unter dem Floß schleiften.
>> Die "Riesen": Rutschbahnen fürs Holz
- Mönche im schwarzen Wald: Geschichte
- Klöster, Dörfer, Burgen: Mehr Geschichte
- Unedle Edelleute: Noch mehr Geschichte
- Ein einig Land: Das Ende der Geschichte
- Mit dem Chilbibock: die Brauchtumsfeste
- Wo der Bollenhut erfunden wurde
- Nostalgischer Kopfputz: Chappi und Schäppel
- Narren und Hexen: die Fasnet
- Preisschnurren und Narrenmesse
- Narrenfreiheit ist überall
- Wie es im Schwarzwald richtig tickte
- Drei Meter Kuckucksuhr
- Die gute alte Zeit
- Bis alles Pulver verschossen war
- Ein Viertele Simplizissimus, bitte!
- Der Dichter und Kalendermacher
- Das Schatzkästlein des Hausfreunds
- Die Glasmacher...
- ... und die Flözer
- Als das Wasser noch Balken hatte: Die Flößerei
- Die Hundert-Meter-Flöße mit den Wildbachflößern
- Die "Riesen": Rutschbahnen fürs Holz
- Der Holländer Michel Teil I
- Der Holländer Michel Teil II
- Der Holländer Michel Teil III
Volltextsuche